Netflix ist wohl so ziemlich jedem Menschen bekannt, der sich in der heutigen Medienlandschaft bewegt. Das Produkt wird jeden Tag von mehreren Millionen Nutzern genutzt und ist daher ständig in den Händen des Verbrauchers. Da ist es natürlich wichtig eine gute User Experience zu bieten, um den Filme – oder Serienabend so angenehm wie möglich zu machen.
Netflix hat mehrere Punkte bei denen sie dem User entgegenkommen, die wir alle kennen. Ob es die Intro – überspringen Funktion oder das automatische Starten der nächsten Folge ist, man könnte sich Netflix nichtmehr ohne diese UX Elemente vorstellen.
Die Funktion um die es in diesem Artikel geht ist allerdings vielen nicht bewusst und kann auch nicht so einfach entdeckt werden, sie erspart uns aber nervige Momente und Frustration. Es geht um die Vor- und Zurückspuloption.
Im ersten Moment ist diese Funktion eher unscheinbar: Man kann entweder 10 Sekunden zurück- oder 10 Sekunden vorspulen. Allerdings trickst Netflix und lässt uns nur denken, dass dies geschieht. In Wahrheit spult man 13 Sekunden zurück und 8 Sekunden vor.
Als ich diese Behauptung das erste mal hörte, musste ich es sofort ausprobieren. Also schnell was auf Netflix angemacht und die ganze Zeit vor- und zurückgespult. Guckt man auf die Zeit bemerkt man es nicht, denn auch dort gibt Netflix uns das Gefühl, dass wir nur 10 Sekunden springen. Guckt man allerdings auf die Szenen bemerkt man, dass man immer ein bisschen mehr zurückspringt.
Aber warum macht Netflix das?
Man nennt dieses Vorgehen auch “Hidden/Versteckte UX”. Netflix will damit die Frustration des Nutzers vorbeugen.
Du guckst eine Serie aber bist in einer langweiligen Szene und möchtest diese überspringen, also spulst du 10 Sekunden vor. Du landest aber nun in einer neuen Szene, die für dich aus dem Kontext gerissen ist, also spulst du doch wieder 10 Sekunden zurück. Da du allerdings bereits 3-4 Sekunden weitergeschaut hast, landest du nicht an dem Punkt an dem du vorgespult hast.
Netflix berücksichtigt diese 1-2 Sekunden und lässt dich dann anstatt 10 Sek., 13 Sek. zurückspringen, damit du ungefähr dort landest, von wo aus du vorgespult hast. Mit den 8 Sekunden die du vorspulst gibt dir Netflix insgesamt ein zusätzliches Zeitfenster von 5 Sekunden, von dem du aber nichts mitbekommst. Es verhindert, dass der Nutzer frustriert hin und herspulen muss.
Der normale Nutzer macht sich darüber keine Gedanken aber ein UX Designer tut es.
Wir können von Netflix lernen, dass man Frustration gut mit versteckter UX vorbeugen kann. Der User muss nicht immer merken, dass ihm geholfen wird aber unterbewusst wird er dafür dankbar sein.
Netflix hat dieses Problem bei seinen Usern beobachtet und dementsprechend die Funktion angepasst, ohne die UI der Vor- und Zurückspulfunktion auch wirklich optisch anzupassen.